NS-Zwangsarbeit: Bäcker


Göttinger Tageblatt 22./23. April 1939

Alphabetische Liste

  • In der Bäckerei und Konditorei Appel in der Groner Straße 51 arbeitete seit September 1943 ein ehemaliger französischer Kriegsgefangener, der von der Möglichkeit der Transformation Gebrauch gemacht hatte. Gut möglich, dass dieser auch schon vor seiner "Transformation" in den Zivilarbeiterstatus bei Appell arbeitete.
  • In der Backerei und Konditorei Max Hanke in der Kurzen Geismarstraße 28/29 arbeitete im Dezember 1943 ein französischer Konditor.
  • Bei Bäckermeister Heinrich Fuhrmann in der Groner Landstraße 27 arbeiteten im Januar 1944 ein serbischer Bäcker und im Februar und im Juni 1944 jeweils ein französischer Bäckergeselle, die wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum auch gemeinsam bei Fuhrmann waren.
  • Bei Bäckermeister Heinrich Krengel in der Angerstraße 2 a arbeitete seit Februar Februar ein Belgier (Wallone), der im Juni 1943 nicht mehr aus seinem Heimaturlaub nach Göttingen zurückkehrte. Er war zuvor in einem als "belgisches Lager" bezeichneten Lager in Geismar gewesen, also wahrscheinlich im Gasthaus Zur Linde, in dem Franzosen und Wallonen, die für die Reichsbahn arbeiteten, untergebracht waren.
  • Bei Bäckermeister Karl Rasche in der Goßlerstraße 36 arbeitete ab 8.3.1944 ein Serbe, der zuvor in Gestapohaft gewesen war, was Polizeigefängnis oder Arbeitserziehungslager bedeuten konnte.
  • Bei dem Bäckermeister Franz Rust in der Theaterstraße arbeitete ab August 1941 ein Serbe, der am 29.1.1942 durch die Gestapo verhaftet wurde: Auf seiner Einwohnermeldekarte ist vermerkt: "kehrte nicht zurück". Im Februar und März 1945 arbeitete ein slowenischer Bäckerlehrling aus dem Lager Rittmarshausen bei Rust.
  • Die Bäckerei Willi Schaper in der Groner Landstraße 27 beschäftigte mindestens in der Zeit zwischen Juni und September 1941 einen oder mehrere französische Kriegsgefangene aus dem Lager Sültebeck. Seit September 1942 arbeitete bei Schaper ein serbischer Bäcker aus Belgrad bei Schaper: Er wurde nach einer Meldung der Gestapo vom 27.4.1943 wegen "widersetzlichen Verhaltens" festgenommen und in ein Konzentrationslager "überstellt". Seit August 1943 arbeitete dann ein holländischer Bäcker bei Schaper.
  • In der Bäckerei und Konditorei Schräder in der Weender Landstraße (damals Straße der SA 84) arbeitete ab November 1942 bis Oktober 1943 eine polnische Zwangsarbeiterin und ab Oktober 1943 eine Holländerin, die zuvor ein Jahr als Hausgehilfin bei einem Göttinger Zahnarzt tätig gewesen war.
  • Bei dem Bäcker Stietenroth in der Johannisstraße 5 arbeitete ab 29.3.1944 ein Serbe, der zuvor schon in Wien und Breslau tätig gewesen war. Am 3.11.1944 wurde dieser als "am 15.6.44 flüchtig geworden und bisher nicht wieder aufzufinden" gemeldet. Zwischen April und August 1944 arbeitete bei Stietenroth außerdem ein Flame, der zuvor in Hann. Münden eingesetzt gewesen war und danach ins Elsaß kam. Schon im März 1944 war ein holländischer Bäcker ebenfalls aus Hann. Münden zu Stietenroth gekommen, er kehrte im April 1944 zunächst nur für zwei Wochen nach Hann. Münden zurück, um dann im Juli 1944 endgültig wieder nach Hann. Münden zu gehen. Ab Oktober 1944 bis Kriegsende arbeitete dann erneut ein holländischer Bäcker für Stietenroth, der wahrscheinlich bei den Razzien im Oktober 1944 in Holland gefasst und dann über das Durchgangslager Lehrte nach Göttingen gebracht worden war.
  • Bei dem Bäckermeister Georg Ziegler arbeitete von Juli 1943 bis Kriegsende ein holländischer Bäcker.

    Bei den hier durch genannten Betriebe handelt es sich nur um Beispiele, die sich aus der Auswertung von etwa einem Viertel der Einwohnermeldekarten ergaben. Weder bedeuten die Angaben, dass nur die hier genannten Geschäfte und Betriebe Zwangsarbeiter beschäftigten, noch dass die genannten Betriebe nicht noch mehr und andere Zwangsarbeiter für sich arbeiten ließen.


  • Quellen:

    Telefonabrechnungen, 22.6.-10.9.. 1941, Stadtarchiv Göttingen Bauamt Abt. I Fach 16 Nr. 52, o.P.

    Einwohnermeldekarten, Stadtarchiv Göttingen, Alte Einwohnermelderegistratur.

    Register Fremdenpässe angefangen 4.2.1942, Stadtarchiv Göttingen Acc. Nr. 1047/1991 Nr. 258 (Ordnungsamt), Eintrag 169/1943, 94/1944, 193/1944.

    Fragebogen und Brief Lidia Z., geb. 27.6.1925, o.D. (Eingang des Fragebogen 29.3.2001), Fragebogen und Brief Marianna K., geb. 18.1.1926, o.D. (Eingang 5.4.2001), Stadtarchiv Göttingen, Sammlung 32- Tollmien, Korrespondenz.

    Gestapomeldung 27.4.1943, Stadtarchiv Göttingen, Pol. Dir. Fach 124 Nr. 2, Bl. 479.

     


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