Versorgung der Zwangsarbeiter: Kleidung

Einer Stellungnahme der Göttinger Ortspolizei vom 31. Januar 1940 zu den Arbeitsbedingungen der ersten polnischen Zwangsarbeiter in Göttingen, die seit November 1930 bei der Firma Keim beschäftigt waren, kann man entnehmen, dass die meisten der polnischen Arbeiter nur einen Anzug in Besitz hatten, den sie auch bei der Arbeit trugen. Dies bedeutet, dass die polnischen Arbeiter von der Firma Keim keine Arbeitskleidung gestellt bekamen und dies war die Regel bei der Beschäftigung polnischer Zwangsarbeiter im gesamten Deutschen Reich. Da man den Polen auch keine oder nicht ausreichend Kleiderkarten zuteilte, auf die man Arbeitskleidung hätte beziehen können, waren die meisten polnischen Zwangsarbeiter auf die Versorgung durch ihre Familienangehörigen angewiesen. Die deutschen Behörden scheuten auch nicht davor zurück, Aufrufe an die polnische Bevölkerung zu richten, den Verwandten und Bekannten im Reich Pakete mit Kleidung zu schicken. Es ist leicht nachvollziehbar, dass es für die Familien der Deportierten vor allem gegen Ende des Krieges immer schwieriger, wenn nicht unmöglich wurde, solche Kleiderpakete zu schicken.

Die Polin Danuta C., die nach dem Warschauer Aufstand im September nach Deutschland 1944 deportiert worden war, berichtete, dass sie während ihres gesamten Zwangsarbeitszeit nur die Kleider und Schuhe besaß, die sie aus Polen mitgebracht hatte.

Aus den Erinnerungen der ehemaligen "Ostarbeiterin" Jelena Kijan, die für den Göttinger Rüstungsbetrieb Sartorius Zwangsarbeit leistete (aufgeschrieben 2001):

"Es wurde uns Kleidung und Schuhen gegeben, die aus den besetzten Gebieten stammten oder aus den Konzlagern, nachdem man die Menschen dort vernichtet hatte. Arbeitskleidung und Holzschuhe [auf Deutsch in lateinischen Buchstaben - C.T.] bekamen wir im Werk. Manchmal brachten die deutschen Frauen uns getragene Kleidung."

Siehe dazu beispielsweise auch die Erinnerungen der ehemaligen Zwangsarbeiterinnen von Schöneis (später Reichsbahn).


Literatur und Quellen:

Einleitung zu Documenta Occupationis (hg. vom Instytut Zachodni Posnan) Band IX: Polozenie Polskich Robotników Przymusowych w Rzeszy 1939-1945, Posnan 1975, S. CIII.

Jelena Kijan, Briefe ohne Datum (Eingang 11.1. und 29.1.2001), Fotos, Stadtarchiv Göttingen, Sa. 32- Sammlung Tollmien, Korrespondenz.

 


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