Lager: Kriegsgefangenenlager Lohberg, Göttingen, Geismar
genutzt und betrieben von: Wehrmacht (30 Holzbaracken)
bestand von Ende Juli 1940 bis Kriegsende

Das Kriegsgefangenenlager Lager Lohberg befand sich auf dem Gelände der zwischen 1936 und 1937 neu errichteten Kavalleriekasernen (nach dem dort stationierten Kavallerie-Regiment 3, nach dem Krieg in Zietenkasernen umbenannt, heute Wohnanlage) und hatte ursprünglich als Sammellager für die in Reserve stehenden Soldaten für den Krieg gegen Frankreich gedient. Im Laufe des Krieges unter Einsatz der dort untergebrachten Kriegsgefangenen mehrfach erweitert, bestand es schließlich aus 30 Holzbaracken, die insgesamt 3000 Gefangene aufnehmen konnten: im weiteren Verlauf des Krieges natürlich nicht nur Franzosen und Belgier, sondern auch sowjetische Kriegsgefangene. Es war damit das größte Barackenlager in Göttingen.

Ende Juli /Anfang August 1940 wurden die ersten 250 französischen Kriegsgefangenen aus dem Stalags XI B Fallingbostel Göttingen zugewiesen. Anfang September mussten allerdings 50 Gefangene wieder nach Fallingbostel zurückgegeben werden. Einen Bericht des französischen Vertrauensmannes des Stalags Fallingbostel von einer Fahrt durch die Göttinger Lager im April 1942 findet sich hier.

Wahrscheinlich seit Ende 1941, spätestens aber seit April 1942 waren im Lager Lohberg oder zumindest auf dem Gelände auch sowjetische Kriegsgefangene untergebracht.

Im Lager Lohberg hatte es schon bei der Ankunft der sowjetischen Kriegsgefangenen im August 1942 eine Reihe von Toten gegeben, wie wir aus der Korrespondenz mit der Friedhofsverwaltung wissen, die sich darüber beschwerte, dass die Leichen nackt (ohne Sarg und Decke) "angeliefert" worden seien, was nur deshalb moniert wurde, weil sich zufällig anwesende (deutsche) Friedhofsbesucher daran stören könnten.

Seit Februar 1944 waren zwei Baracken des Lagers Lohberg an die Stadtverwaltung zur "Unterbringung von Kriegsgefangenen bzw. von ausländischen Arbeitern" vermietet.
Nach der Zerstörung des Lagers Sültebeck im November 1944 wurden in diesen Baracken auch die dadurch ausgebombten französischen Kriegsgefangenen untergebracht und vorrübergehend auch das aus Hannover nach Göttingen versetzte Baubataillon von 104 holländischen Zwangsarbeitern, das vom 25.11. bis 3.12.1944 in Göttingen Bombenschäden beseitigte.

Seit August 1942 waren im Lager Lohberg auch sowjetische Kriegsgefangene, die für die städtische Fahrbereitschaft arbeiteten, untergebracht.

 

Siehe zu den französischen Kriegsgefangenen im Lager Lohberg ausführlicher:
Cordula Tollmien: "Feind bleibt Feind" - französische (und belgische) Kriegsgefangene in Göttingen seit Frühsommer 1940, unveröffentlichtes Manuskript 2004 (mit geringfügigen Änderungen im September 2011)

Kriegsgefangenenlager Lohberg

Lager der Wehrmacht für französische Kriegesgefangene auf dem Lohberg

Kriegsgefangenenlager Lohberg

Wachturm mit MG-Stand und Lagereingang. Die Bilder wurden von einem der in dem Lager diensttuenden deutschen Soldaten aufgenommen und selbst beschriftet.

 


Quellen:

Aktennotiz 25.7.1940, Schreiben 31.8.1940, Aktennotiz 12.9.1940, Stadtarchiv Göttingen, Bauamt Abt. I Fach 16 Nr. 48, o.P.

Aktennotiz 28.3.1942, Stadtarchiv Göttingen, Tiefbauamt Lei 2, o. P.

Gesprächsnotiz 1.11.1989 und Notiz vom 19.8.1992, Fotos Kriegsgefangenenlager Lohberg, Fotoarchiv Städtisches Museum Göttingen.

Lageraufnahme Belgischer Suchdienst 1949, Lager Lohberg, Niedersächsisches Haupt- und Staatsarchiv Hannover Film 3, Nr. 1449.

Mietvertrag zwischen Stadt Göttingen und Reichsfiskus (Heer) 27.1.1944, handschriftliche Aktennotiz o. D., nachträglich unterschrieben am 12.12.1944, Stadtarchiv Göttingen Bauamt Abt. I Fach 16 Nr. 53, o.P.

Friedhofsverwaltung an Kriegsgefangenenlager Göttingen 27.8.1942, 1.12.1942, Reservelazarett an Städtischen Friedhof 3.12.1942, 8.12.1942, o. D. (nach 10.12.1942), 28.12.1942, 4.1.1943, 5.5.1943, Friedhof am Reservelazarett 8.12.1942, 18.12.1942, 6.1.1943, Stadtarchiv Göttingen, Grünflächenamt C 83 Nr. 156, Bl. 22 ff., Bl. 26, Bl.31.

Literatur:

Baranowski, Frank, Geheime Rüstungsprojekte in Südniedersachsen und Thüringen während der NS-Zeit, Duderstadt 1995, S. 14.

Interessengemeinschaft "Garnisonstadt Göttingen e.V.", Die strenge Form. Zur Geschichte der Militärbauten in Göttingen, Göttingen 1992, S. 28-32.

 


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